Landverkehre Europa
03.07.2025
Zentralverband Spedition & Logistik begrüßt Fortsetzung der Förderung emissionsfreier Nutzfahrzeuge und Infrastruktur
Reduktion der Förderquote und weitere Belastungen gefährden Dekarbonisierung des Güterverkehrs
Der Zentralverband Spedition & Logistik, die unabhängige Interessenvertretung der österreichischen Logistikbranche, begrüßt die von Bundesminister Peter Hanke präsentierte Fortführung der Förderung für „Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“ (ENIN) im Rahmen des Programms eMove Austria. Die Förderung stellt ein wichtiges Instrument zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs dar. Gleichzeitig warnt der Verband eindringlich davor, dass die aktuell angespannte wirtschaftliche Lage in Verbindung mit einer Reduktion der Förderquote sowie weiteren Belastungen wie Mauterhöhungen oder steigenden Emissionskosten die notwendige Transformation nicht wie gewünscht fördert, sondern gefährdet.
„Die ENIN-Förderung ist ein erster Hebel, um klimafreundliche Technologien im Straßengüterverkehr zu etablieren. Dass sie fortgeführt wird, ist ein positives Signal an die Branche“, erklärt Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbands Spedition & Logistik. „Gleichzeitig ist es kritisch, dass die Förderquote für emissionsfreie Nutzfahrzeuge von 80 % auf 60 % der Mehrkosten gesenkt wurde – denn der Preisunterschied zwischen einem konventionellen Diesel-Lkw und einem emissionsfreien Fahrzeug ist nach wie vor enorm. Ein batterieelektrischer Lkw kostet derzeit etwa das Doppelte, ein Wasserstofffahrzeug sogar bis zu dreimal so viel. Da machen 20 % weniger Förderung einen entscheidenden Unterschied – gerade für eine Branche mit geringen Margen und Betrieben, die ohnehin wirtschaftlich unter Druck stehen.“
Die Logistikbranche sieht sich mit massiv gestiegenen Kosten konfrontiert: Hohe Energiepreise, Lohnnebenkosten, eine Vielzahl an Abgaben wie Mineralölsteuer und CO₂-Zuschläge sowie bereits heute sehr hohe Mautsätze machen Investitionen zunehmend schwierig. „Wenn in dieser Situation die Förderkulisse geschwächt und gleichzeitig weitere Belastungen eingeführt werden, dann verschlechtert das die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich und verlangsamt zwangsläufig die Dekarbonisierung“, betont Friesz.
Besonderes Augenmerk legt der Verband auf die Technologieoffenheit: Während der Ausbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Fahrzeuge voranschreitet, fehlen weiterhin konkrete Maßnahmen zur Förderung der Wasserstofftechnologie im Schwerverkehr. „Gerade auf der Langstrecke bietet Wasserstoff Potenzial. Doch ohne Versorgungs- und Tanknetz bleibt diese Option reine Theorie“, so Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbandes. „Die EU-Kommission hat dazu klare Vorgaben für ein Wasserstoff-Tankstellennetz gemacht. Die Politik und die Straßeninfrastrukturbetreiber sollten das im Sinne der Dekarbonisierung des Schwerverkehrs ebenfalls in Angriff nehmen.“
Neuerliche Mauterhöhungen müssen ausgesetzt, Befreiung emissionsfreier Lkw umgesetzt werden
Ein besonders drängendes Thema bleibt die Maut. „Österreich zählt heute bereits zu den Ländern mit den höchsten Lkw-Mautkosten in Europa. Laut einer aktuellen Studie des IRU und der EU-Kommission liegt Österreich im EU-Vergleich bei den kilometerabhängigen Gebühren im Spitzenfeld“, so Friesz. „Allein in den letzten Jahren wurde die Maut in mehreren Stufen deutlich angehoben – zuletzt 2024 im Zuge der CO₂-Komponente. Eine weitere Erhöhung in der aktuellen wirtschaftlichen Lage wäre eine massive Belastung für den Industrie- und Außenhandelsstandort Österreich.“
Der Verband fordert daher ein klares politisches Bekenntnis: „Wir fordern im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, dass weitere Mauterhöhungen vorerst ausgesetzt werden und die von der EU-Kommission unterstützte Mautbefreiung für emissionsfreie Lkw in Österreich umgesetzt wird“, so Friesz. „Darüber hinaus ist es dringend erforderlich, dass die Mautsätze für das Folgejahr künftig spätestens bis Ende September veröffentlicht werden. Das kostet das Ministerium nichts, schafft aber Planungssicherheit für die betroffenen Unternehmen.“
Abschließend unterstreicht der Zentralverband die Bedeutung eines strategischen Dialogs: „Wir brauchen jetzt einen intensiven Stakeholder-Prozess zur Zukunft des Logistikstandorts Österreich“, so Friesz und Wagner. „Wir stehen bereit, gemeinsam mit dem Ministerium tragfähige Lösungen zu erarbeiten – für eine klimafitte, wirtschaftlich gesunde und versorgungssichere Logistik.“