Kep
24.07.2023
Österreichische Paketbranche braucht bessere Rahmenbedingungen
Marktwachstum erfordert Aufnahme von Paketzusteller:innen in Mangelberuf-Liste und Transportpartner-Gütesiegel.
Der Jahresbericht 2022 der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) zeigt nach den enormen Paket-Mengenzuwächsen während der Corona-Pandemie auch für das vergangene Jahr ein Plus. 2022 wurden 355,3 Millionen Pakete in Österreich befördert, was im Vergleich zu 2021 immer noch einen Zuwachs von 4,7 Prozent bedeutet.
Für Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbands Spedition & Logistik, zeigt dies die enorme Bedeutung der Branche und ihrer Wertschöpfung für den Standort und die Wirtschaftskraft Österreichs sowie ihrer Rolle als kritische Infrastruktur. Wagner: „Um auch in Zukunft das Wirtschaftswachstum zu unterstützen und für den anhaltend boomenden Online-Handel sowie das B2B-Geschäft noch besser gerüstet zu sein, müssen einige Rahmenbedingungen verbessert werden. Steigende Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit, Teuerung, Mangel an urbanen Logistikflächen sowie fehlende Fachkräfte und fehlendes Zustellpersonal stellen die Speditions- und Logistikunternehmen vor größte Herausforderungen.“
Wagner weiter: „Im Interesse von Bevölkerung, Mitarbeiter:innen und betroffenen Unternehmen appellieren wir an die Politik, jetzt die richtigen Weichen für die Wettbewerbsfähigkeit der Paketlogistik zu stellen. Wir sprechen hier von etablierten und erfolgreichen heimischen Unternehmen. Als Rückgrat der Wirtschaft und in hohem Maß wertschöpfender Sektor haben sie diese Wertschätzung mehr als verdient.“
Um die Attraktivität der Branche am Arbeitsmarkt zu heben und die Nachwuchs-Findung zu erleichtern, bedarf es geeigneter Maßnahmen. Zunächst sollten die Transportpartner, die in der Zustellung mit den Paketdienstleistern zusammenarbeiten, selbst vermehrt ihre offenen Stellen an das AMS melden. In Folge ist die Aufnahme von Paketzusteller:innen in die Liste der Mangelberufe angesichts der Personalengpässe ein Gebot der Stunde.
Im Sinne der Maximierung von Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit in der Speditions- und Logistikbranche, tritt Wagner für eine bundesweite Zertifizierungs-Offensive ein: „Möglichst viele Kleintransporteure sollen die Anforderungen eines österreichweit gültigen Gütesiegels als Qualitätszeichen führen können. Erste Ansätze dazu gibt es bereits. Damit könnte vielen ungerechtfertigten Bedenken in der medialen Öffentlichkeit entgegengetreten werden und die Attraktivität der Branche gehoben werden. Großteils nicht gerechtfertigten Vorwürfen – z. B. in punkto Nichtleistung von Sozialversicherungsabgaben – wäre damit jede Grundlage entzogen.“
Auch bei den weiteren Herausforderungen der Branche wie Kostendruck, nachhaltige Zustellung und den laufend steigenden Anforderungen der Empfänger:innen nach Flexibilität und Transparenz bei der Zustellung sieht Wagner Handlungsbedarf: „Die Branchenunternehmen tun alles in ihrer Kraft stehende, um die flächendeckende Versorgung im Paketgeschäft sicherzustellen. Impulse der Politik – etwa bei der Ladeinfrastruktur – sind jedoch herzlich willkommen. Die Logistikunternehmen stehen im Dienst der Bevölkerung. Entsprechende Anerkennung von allen Stakeholdern sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein. Ein gutes Miteinander von Wirtschaft und Politik und gemeinsame Weichenstellungen für die Zukunft sind unerlässlich, um das weiterhin zu erwartende Wachstum zu stemmen. Wir freuen uns auf konstruktive Gespräche und rasche Lösung der drängenden Herausforderungen“, so Wagner abschließend.