Seefracht
11.07.2023
Schärfere Regeln zum Klimaschutz in der Schifffahrt erwartet
Hamburg/London - Die maritime Wirtschaft erwartet am Freitag einen wegweisenden Beschluss über schärfere Regeln zum Klimaschutz in der weltweiten Seeschifffahrt. Es berät in London der Umweltausschuss der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO über eine Revision der ursprünglich 2018 beschlossenen Klimastrategie. Zum Auftakt der Beratungen hatte UNO-Generalsekretär António Guterres einen eindringlichen Appell an die Delegierten gerichtet: "Ich fordere Sie auf, London mit einer Treibhausgasstrategie zu verlassen, die den Sektor dazu verpflichtet, bis spätestens 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen", sagt er in einer Videobotschaft.
Der internationale Schiffsverkehr ist für ungefähr drei Prozent der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen wie CO2 verantwortlich. Guterres verlangte von der IMO auch "ehrgeizige, wissenschaftlich fundierte Ziele ab 2030 - sowohl für die absolute Emissionsreduzierung als auch für den Einsatz sauberer Brennstoffe".
Die IMO ist eine UNO-Sonderorganisation mit 175 Mitgliedsländern und gilt als entscheidender Hebel, weil sie in Umweltfragen international verbindliche Regeln für die Schifffahrt festlegt.
Bisher sah der IMO-Fahrplan nur vor, die Treibhausgasemissionen des internationalen Schiffsverkehrs bis 2050 um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 2008 zu senken. Zur weiteren Perspektive hieß es lediglich, es werde angestrebt, "diese Emissionen so bald wie möglich in diesem Jahrhundert zu beenden". Ein schärferer Kurs nach EU-Vorbild wurde nach Einschätzung des deutschen Werftenverbandes VSM bisher durch Entwicklungsländer, mineralölproduzierende Staaten und Billigflaggenländer blockiert. Wichtige Reederverbände sind sich dagegen schon einig, dass Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden soll, einzelne Reedereien peilen dies bereits für 2045 oder 2040 an. fre/tes (APA/dpa)